Bella Baumädchen: Interview mit Sandra Hunke
Anlagenmechanikerin Sandra Hunke setzt sich seit Jahren für Nachwuchswerbung und mehr Frauen im Handwerk ein. Nun hat sie ein Kinderbuch geschrieben, um jüngeren Kindern Handwerk näher zu bringen. Wir haben mit ihr über ihre Erfahrungen gesprochen.
Sandra Hunke (geb. 1992) ist Anlagenmechanikerin und noch dazu erfolgreiches Model. Damit nicht genug, setzt sie sich auf Instagram leidenschaftlich für Nachwuchswerbung für Handwerk und mehr Frauen und Gleichberechtigung im Handwerk ein. Bereits als Kind war für sie klar: sie wird Handwerkerin. Nun schrieb sie das Kinderbuch „Bella Baumädchen – Du kannst alles sein!“, um auch die ganz jungen Kinder zu erreichen, die noch nicht auf Social Media anzutreffen sind. In einem kurzen Interview beschreibt sie ihre Beweggründe und ihre Erfahrungen mit der Nachwuchssuche im Handwerk.
Warum sollte man so früh anfangen, Kinder mit dem Handwerk vertraut zu machen?
Meiner Erfahrung nach macht es Sinn, Kinder sehr früh an das Handwerk heranzuführen, weil es kaum im Kindergarten oder in der Schule thematisiert wird. Leider hat das Handwerk in der Gesellschaft keinen hohen Stellenwert – und das muss sich einfach ändern. Wir Handwerker sind systemrelevant, wir bauen die Kindergärten, wir sorgen dafür, dass wir Strom haben und dass wir es warm haben. Das haben viele Menschen einfach vergessen. Daher möchte ich, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattfindet – möglicherweise durch Bella Baumädchen, damit auch die Kinder den Wert des Handwerks verstehen und weitertragen.
Mit meiner Arbeit auf Instagram habe ich bereits viele junge Menschen erreichen können, die sich daraufhin eine Ausbildung im Handwerk vorstellen konnten. Persönliche Erfahrungen haben mich aber so geprägt, dass ich noch viel mehr Leute erreichen möchte. Vor allem Kinder sind die richtige Zielgruppe, um ihnen zu vermitteln: Du kannst alles sein, was du gerne möchtest – unabhängig von Geschlecht oder Vorurteilen. Dabei sollte man auch die Eltern zum Nachdenken anregen, da es wirklich nicht schlimm ist, wenn das eigene Kind etwas für sie „Untypisches“ machen möchte. Ein Kind braucht die Unterstützung der Eltern, um die eigenen Träume ausleben zu können. Das Kinderbuch soll sie dazu anregen, mit den Kindern zu basteln und sie ans Handwerkliche heranzuführen.
Wie engagieren Sie sich darüber hinaus für den Nachwuchs im Handwerk?
Ich war die letzten Jahre sehr häufig als Speaker unterwegs, z.B. auf der Konferenz FutureWork, und habe mit Politikern eine Diskussion über die Situation im Handwerk gestartet, sodass auch dort ein Umdenken stattfindet. Ebenso arbeite ich mit Handwerkskammern zusammen, um mehr Aufmerksamkeit für meinen Beruf und den Bedarf im Handwerk zu schaffen.
Was können Betriebe Ihrer Meinung nach verbessern, um den Nachwuchs im Handwerk zu fördern?
Was ich bisher mitbekommen habe, auch durch Kollegen, findet in vielen Betrieben bereits ein Umdenken statt. Die Betriebe geben sich große Mühe, Nachwuchs zu finden. Momentan gibt es auch einen Generationswechsel, der bewirkt, dass viele Betriebe auf Social Media unterwegs sind, Videos von ihrer Arbeit posten und eine Plattform schaffen, zu der die jungen Menschen dazugehören wollen. Es ist heutzutage wichtig, die Follower mitzunehmen, damit sie die Arbeit miterleben können.
Betriebe dürfen keinesfalls den Mut verlieren, die jungen Menschen anzusprechen. Gestaltet euren Betrieb attraktiv, nicht nur äußerlich, denn vor allem das Arbeitsklima ist sehr wichtig. Das würde ich den Betrieben gerne mit auf den Weg geben.