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6. August 2020

Auszubildendengewinnung ist Invest in die Zukunft

Auszubildendengewinnung ist Invest in die Zukunft

Wilhelm Knoll ist Geschäftsführer der malerknoll GmbH & Co. KG mit Sitz in Kaufering bei München. Zum Ausbildungsstart am 1. September wird er in seinem Malerbetrieb wieder fünf Auszubildende unter insgesamt 15 Mitarbeitern beschäftigen. 2019 wurde er mit dem Heribert-Späth-Preis für besondere Ausbildungsleistungen im Handwerk ausgezeichnet. Wie Betriebe erfolgreich Auszubildende gewinnen können, verrät er im Interview.

Wie begeistern Sie junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk?
Jedes Jahr im Februar/März besuche ich die Haupt- und Mittelschulen und eine Montessori-Schule in unserer Region. In den 7. und 8. Klassen gibt es dann eine Projektstunde zum Thema Handwerk. Zusätzlich gibt es noch eine große Ausbildungsmesse bei uns im Ort, zu der über 3000 Schüler aus der ganzen Region zusammenkommen. Das ist eine sehr gute Gelegenheit, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und ihnen den Beruf näherzubringen. Interessierte können dann bei uns im Betrieb an einer Praktikumswoche teilnehmen und in den Beruf hineinschnuppern.

Sprechen Sie denn nur mit den Schülern?
Der Kontakt zu den Jugendlichen ist sehr wichtig. Genauso wichtig ist aber auch der Kontakt zu Eltern und Lehrern. Denn die geben häufig eine Empfehlung an die Schüler ab. Wenn man sie davon überzeugt, wie vielseitig das Handwerk ist und dass man später sich und seine Familie mit dem Beruf ernähren kann, sind das schon 50 Prozent der Überzeugungsarbeit.

Wie gestalten Sie die Projektstunden in den Schulen?
In der Schulstunde erzähle ich zunächst vom Handwerk im Allgemeinen, von meinem Beruf und von meinem eigenen Werdegang. Zur Auflockerung gibt es dann einen kleinen Imagefilm von unserem Betrieb und einen vom Hauptverband zu sehen. Im Anschluss spreche ich mit den Schülern über die Inhalte des Malerhandwerks, die Ausbildungsanforderungen und die Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Schülern, die kreativ sein wollen, den Kontakt zu Kunden suchen und Spaß daran haben, zu gestalten und Werte zu erhalten, lege ich ein Praktikum in meinem Betrieb nahe.
Mir ist bei all diesen Aktivitäten immer sehr wichtig, die Begeisterung für das eigene Handwerk zu vermitteln. Und die färbt ab. Denn es bewerben sich häufig vier, fünf Praktikanten für eine Praktikumswoche.

Wilhelm Knoll mit seinen Azubis beim Klettern

Wilhelm Knoll mit seinen Azubis beim Klettern

Wie sieht die Praktikumswoche aus?

Wir nehmen die Praktikanten zwei, drei Tage mit auf die Baustelle, wo sie auch wirklich Baustellenluft schnuppern dürfen. Die anderen beiden Tage verbringen sie mit einem Projekt in der Werkstatt. Im letzten Jahr durften sie beispielsweise Platten spachteln, streichen und entlang des Farbkreises anstreichen. Die sind dann immer Stolz wie Bolle, wenn sie das im Anschluss mit nach Hause nehmen dürfen. Unterm Strich gibt es dann immer ein, zwei Bewerber, die eine Ausbildung bei uns machen wollen.

Das klingt nach sehr viel Aufwand. Lohnt sich das eigentlich?
Es ist ein Invest in die Zukunft und es gehört zu meinen Leidenschaften, jungen Leuten das Handwerk näherzubringen. Viele bewerben sich nach dem Praktikum auch bei unserem Betrieb, machen hier ihre Ausbildung und später oft auch ihren Meister. Die Praktikumswoche ist also auf jeden Fall eine Maßnahme, die sich hinterher für uns als Betrieb und für das Handwerk auszahlt.

Das sind sehr analoge Maßnahmen, machen Sie auch Social-Media?
Sie müssen sich heute auch um ihre Social-Media-Präsenz kümmern. Junge Menschen sind überall im Internet und auf Social-Media unterwegs. Also ist es auch wichtig für Betriebe, dort präsent zu sein. Mein Sohn gibt dort jede Woche einen Eindruck vom Betrieb und dem Arbeitsalltag. Das sind Arbeiten von der Fassade, über Putzbeschichtungsarbeiten, hin zu Akustik- und Bootsbelagsarbeiten. Manchmal auch von Mitarbeiterevents. Es muss letztendlich Spaß machen, auch wenn es manchmal ein mühsamer Weg ist. (lacht verschmitzt)

Was sollten Betriebe generell bei der Auszubildendensuche beachten?
Betriebe sollten definitiv nicht jammern, dass es keine oder nur zu schlechte Auszubildende gibt. Jeder sollte sich und seinen Beruf positiv darstellen: als Unternehmer, als Betrieb und als Handwerker. Dann ist schon sehr viel gewonnen.

Sie investieren auch während der Ausbildung stark in ihre Mitarbeiter. Wie sieht das aus?
Wir versuchen es so gut wie möglich Ausbildungsplätze an Förderbedürftige vergeben. Jemand, der (sozial) benachteiligt ist und dann eine Chance bekommt, diese nutzt und was daraus macht, das ist jemand, der gewinnt fürs Leben – und damit gewinnen auch wir als Betrieb und es gewinnt das Handwerk. Das sind Mitarbeiter, die dann eine Perspektive fürs Leben haben und das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Wir haben jährlich wiederkehrende Projekte. Letztes Jahr haben wir die Türen einer betreuten Wohngruppe zusammen mit den Bewohnern lackiert. Die Azubis waren dabei und es hat allen einen Riesenspaß gemacht. Das hat nicht nur den Bewohnern geholfen, sondern hilft auch gesellschaftliche Brücken zu bauen. Ehrenamtliches Engagement ist einfach sehr wichtig.

Weitere Infos gibt es hier: